Für eine Änderung der Gedenkkultur! – Rückblick zu Veranstaltung „Der Anschlag vom 9. Oktober aus migrantischer Perspektive“
Dieses Jahr hat sich am 9. Oktober zum vierten Mal der antisemitische, rassistische & frauenfeindliche Terroranschlag auf die Synagoge in Halle gejährt. Mit dem Herzen sind wir bei den Opfern, allen Betroffen & Angehörigen und der jüdischen Gemeinde.
Das Gedenken an diesen furchtbaren Anschlag ist leider – wie so oft – geprägt von einer weißen Perspektive. Dabei sind eine deutsche Gedenk- und Erinnerungskultur und insbesondere eine Aufarbeitung ohne (post-)migrantische Stimmen und Positionen unmöglich. Wann immer Denkmäler, Mahnmale und Erinnerungstage erbaut und eingerichtet werden, dürfen wir nicht vergessen, dass Erinnern nicht nur symbolisch bleiben darf.
Um an dieser Stelle eine dieser Stimmen, nämlich einer Betroffenen, zu zitieren: „Erinnern ist wichtig, aber mehr noch! Von früh bis abends müssen wir uns rassistische Gedanken und Strukturen abtrainieren. Das sollte eines unserer Lebensthemen sein.“ Wie viele andere, war die Betroffene eine Teilnehmerin unserer Veranstaltung „Der Anschlag vom 9. Oktober aus (post-)migrantischer Perspektive“, die wir durchgeführt haben, um geflüchteten und migrierten Menschen in Halle einen Raum zu geben, um über ihre Emotionen und Gedanken zum Anschlag sprechen zu können. Hierbei haben wir migrantisches Gedenken in den Fokus gerückt.
Gemeinsam mit DaMOst e.V. und LAMSA e.V. haben wir im Stadtmuseum Halle einen Nachmittag geplant, der den Besuch der Ausstellungsecke zum Anschlag, einen Input vom TEKIEZ, eine anschließende Austauschrunde und Workshops beinhaltete. Wir haben hierbei Fragen der Solidarität verhandelt, Vorstellungen zu gemeinsamen Erinnern besprochen und Eindrücke zur Ausstellung geteilt.
In der Workshopphase hatten die Teilnehmenden außerdem die Möglichkeit, ihre Anliegen und Gedenken darüber zu teilen, wie sie das Erinnern durch die Stadt Halle wahrnehmen, welche Leerstellen sie dabei sehen und ob die Stadt genug getan hat, damit sie sich sicherer fühlen.
Die Antworten zeigten ein trauriges, aber doch recht eindeutiges Bild:
- „Auf dem Weg zur Arbeit hörte ich plötzlich Schüsse. Bis heute kann ich am Jahrestag des Anschlags nicht in die Öffentlichkeit.“
- „Es ist als geflüchtete Person kein Gefühl der Sicherheit auf den Straßen Halles da!“
- „Wie kann es sein, dass am gleichen Tag – am 9. Oktober – ein Marathon in der Stadt Halle zugelassen wird? Dagegen muss man sich klar positionieren.“
Es wurde also klar: Die Stadt Halle und die Stadtgesellschaft haben noch einiges aufzuholen, um all ihren Bürger*innen ein Gefühl der Sicherheit garantieren zu können – ohne Angst vor Anfeindung, Diskriminierung oder weiteren Anschlägen.
Darüber hinaus hat die Veranstaltung weitere AHA-Momente ergeben:
- Eine der wichtigsten Forderungen von Überlebenden: Betroffenen zuhören und migrantische Stimmen scihtbar machen!
- Für die Teilnehmenden war es schön, sich gemeinsam in einem sicheren Raum über einen derart traurigen Anlass auszutauschen.
- Es wurde die Kritik geteilt, dass die Ausstellungsecke im Museum zum Anschlag sehr klein ist.
- Ein starker, kollektiver Wunsch der Teilnehmenden: Mehr Bildung (z.B. der 9. Oktober als Thema in der Schule), Aufklärung und Prävention!
Kein Vergeben, Kein Vergessen!
Berichte
Gemeinsam MUTig
Begegnungen und Teilhabe. Meine Stadt erleben und miteinander sein
Magdeburg gemeinsam erleben – das war der Fokus einer Veranstaltungsreihe von Mai bis November. Begegnungen und Teilhabe. Meine Stadt erleben und miteinander sein. Ein neuer …
Gemeinsam MUTig
Meine Geschichte in Halle – durch die Linse der Kamera
Eine neue Umgebung bedeutet neue Orte. Plätze, Parks, Straßen und Gebäude, an denen Geflüchtete und Migrantinnen – positive und negative – Erinnerung und Bedeutung schaffen. …
Gemeinsam MUTig
Frauen-Augenblicke in Magdeburg – Fotografische Entdeckungsreise im Kreativ-Workshop
Magdeburg – die Landeshauptstadt an der Elbe. Bei Gedanken an Magdeburg kommen oft der gotische Dom, das Hundertwasserhaus oder der grüne Stadtpark in den Sinn. …
Termine
FÜREINANDER DA!
Halle (Saale), 12. Dezember 2023
Ausstellungseröffnung im Stadtmuseum Halle: „Meine Geschichte(n) in Halle“ – Eine Fotoreihe über das Ankommen in Deutschland
Liebe Frauen, Liebe Ehrenamtlerinnen, Liebe Verbündete, Das Stadtmuseum Halle und DaMigra e.V. laden Sie herzlich zur Eröffnung der ...
Gemeinsam MUTig
Düsseldorf, 12. Dezember 2023
Austausch unter Ehrenamtler*innen und Interessierten
Liebe Ehrenamtler*innen, liebe Interessierte, im Zwei-Wochen-Takt öffnen wir unsere Türen ab dem 21. März am Düsseldorfer Standort und ...