Rückblick zum Runden Tisch:„Generationskonflikte in der postmigrantischen Gesellschaft im Schulkontext“
„Rassismuserfahrungen enden nicht nach der Schule. Sie gehen weiter- vielleicht auch ein Leben lang.“ Ein Satz von Dr. Asmaa Idrissi, Change-Makerin bei der Stadt Bochum, der den Abend des Runden Tisches am 29. November im Kulturbunker Köln allemal geprägt hat.
Als geladene Referentin erzählte die promovierte Juristin und Referentin für Anti-Diskriminierung und Diversität in einem Vortrag über ihre Beratungserfahrungen mit von Rassismus betroffenen Schüler*innen, aber auch von ihren eigenen Diskriminierungserfahrung als BIPoC in Deutschland. Dr. El Idrissi betonte die Problematik eines „strukturellen Problems“, das eine Konfliktlösung verhindere. So zum Beispiel Schulbücher mit antimuslimischem Inhalt, oder fehlende Kompetenzen seitens der Lehrerschaft. El Idrissi ging noch weiter: „Wir brauchen Antidiskriminierungsgesetze auf Landesebene.“
Dass strukturelle Änderungen nötig sind, findet auch Ahmet Sinoplu, ein weiterer Referent des Abends. Der Diplom-Sozialarbeiter und Geschäftsführer von Coach e. V., eine Kölner Initiative, die junge Menschen sowie Familien mit Zuwanderungsgeschichte begleitet und fördert, erzählte ebenfalls von seinen beruflichen und persönlichen Erfahrungen. Er hielt fest: „Das System muss sich weiterentwickeln, um der Heterogenität in Schulen gerecht zu werden“. Dabei kritisierte er unter anderem Kampagnen, denen sich Schulen zwar offiziell anschließen, aber die Umsetzung der Inhalte nicht geschehe. „Das Konzept wird nur von wenigen engagierten Lehrkräften getragen, das ganze Kollegium muss dahinter stehen“, betonte Sinoplu am Abend.
Fragen und Beiträge aus dem Publikum, welche die Inhalte der Referent*innen bestätigten, zeigten: Ein Handlungsbedarf von allen Akteur*innen des Schulsystems besteht. Besorgte Eltern, betroffene Schüler*innen, Sozialarbeiter*innen und viele weitere Zuschauer*innen erhofften sich an diesem Abend konkrete Lösungsvorschläge. „Meine Tochter möchte nicht in die Schule gehen, weil sie Angst vor der Lehrerin hat“, berichte ein Vater aus dem Publikum.
Ähnliches kam von Schüler*innen im zweiten Blog der Veranstaltung zur Sprache. Während einer Paneldiskussion tauschen sich Schüler*innen, Eltern, Lehrer*innen aus. Einige Diskriminierungserfahrungen von Schüler*innen erschütterten alle Beteiligten sehr. Mobbing, Ausgrenzung, Unverständnis – Eltern und Schüler*innen fühlen sich alleingelassen.
Wie können Lösungen aussehen? Eine Lehrerin plädierte für die Zusammenarbeit mit Pädagog*innen: „Auf die Lehrkräfte zugehen! Dialog ist wichtig, keine Feindbilder verfestigen“, erklärte sie. Schüler*innen sollen Ängste immer ansprechen. Zuschauer*innen und die Referent*innen brachten daraufhin immer wieder ein, dass die Realität anders aussehe und Ängste daher vollkommen legitim seien. Dr. El Idrissi und Sinoplu appellierten dennoch dazu, sich an Schulsozialarbeiter*innen, Antidiskriminierungsstellen zu wenden und gegebenenfalls juristische Beratungen in Anspruch zu nehmen. Denn „die Fälle werden dokumentiert und weitere Schritte werden geplant“, so Sinoplu. „Niemals aufgeben.“
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