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Wie Geschichte unsere Gegenwart prägt: ein Rückblick auf den Museumsbesuch der Ausstellung „Auf den Spuren der Familie Diek Geschichten Schwarzer Menschen“

Am Freitag, den 18. August 2023 von 16:30 bis 18:30 fand der Besuch der Ausstellung „Auf den Spuren der Familie Diek Geschichten Schwarzer Menschen“ im Schöneberg Museum in Tempelhof-Schöneberg statt. Roy Adomako, Mitgründer von Each One Teach One e. V., Jurist in Berlin und ein Nachkomme der Familie Diek, begleitete den Museumsbesuch mit einer vertiefenden Führung.

Im Laufe der Ausstellung erläuterte Roy Adomako, unter welchen Bedingungen Schwarze Menschen historisch nach Deutschland gekommen sind. Weiterhin führte Roy Adomako aus, welchen kolonialen Regelungen Schwarze Menschen in den deutschen Kolonien ausgesetzt waren, dass diese aber auf Schwarze Menschen, die nach Deutschland gekommen waren, nicht anwendbar waren und der Rassismus ihnen gegenüber sich daher anfänglich eher auf einer individuellen und noch nicht so sehr strukturellen Ebene abspielte. Daher war es für einige Schwarze Menschen während der Zeit des deutschen Kaiserreiches auch möglich, die deutsche Staatsangehörigkeit zu erwerben, was in der Folge dann aber später durch rassistische Gesetze ausgeschlossen wurde.  In diesem Zusammenhang betonte er auch, dass es in Deutschland immer Migration gab und dass die Geschichte von Schwarzen Menschen in Deutschland eine ähnliche ist wie die von vielen anderen Menschen, die damals bis heute diskriminiert und rassistisch behandelt werden. Zum Beispiel wurde betont, dass es viele Ähnlichkeiten in der Behandlung von Schwarzen Menschen und Gastarbeiter*innen oder migrantisierten Menschen in Deutschland sowie dem strukturellen Rassismus Ihnen gegenüber gibt, den wir u.a. im Projekt women rais.ed bekämpfen wollen.

Durch die Erklärungen und Ausführungen von Roy Adomako wurde deutlich, wie die Geschichte von Schwarzen Menschen in Deutschland lange unbekannt blieb. Eines der Grundanliegen der Ausstellung war es, diese Lücken aufzubrechen und die Vielfalt der Geschichten von Betroffenen sichtbarer zu machen.

Roy Adomako zeigte den Besucher*innen auch das Glossar der Ausstellung, das sich dem Umgang mit rassistischer Sprache widmet. Dort kamen Fragen auf wie: Welche Begriffe sollten benutzt werden, wenn über die Geschichte von Schwarzen Menschen und marginalisierten Gruppen gesprochen wird, und welche sollten vermieden werden? Roy Adomako erklärte, dass z.B. unter dem Begriff Schwarze Menschen durchaus unterschiedliche Erfahrungen zu verstehen sind. Dieser wird aber als Hauptbegriff benutzt, weil er es ermöglicht, Menschen, die von einer gemeinsamen politischen (Rassismus-)Erfahrung betroffen sind, zu vereinen und sichtbar zu machen.

Im Gespräch mit den Teilnehmer*innen über die historische Verantwortung der deutschen Kolonialzeit wurde vor allem klar, dass das Thema Kolonialismus nicht ausreichend in Bildungseinrichtungen wie bspw. der Schule thematisiert wird und tiefgründiger von Schulmaterialien und Lehrkräften bearbeitet werden sollte.

Zudem wurde in der Ausstellung durch Roy Adomako detailliert das Leben der Famillie Diek (Mandenga Diek, Emilie Diek und ihren Töchtern Erika und Dorothea) in Danzig anhand von Bildern, Unterlagen und Beispielen beschrieben. Mandenga Diek, kam 1891 aus der deutschen Kolonie Kamerun zur Ausbildung nach Deutschland. Ein paar Jahre später erhielt er als erster Schwarzer die deutsche Staatsbürgerschaft. Familie Diek war gut integriert und Teil der bürgerlichen Schicht, aber sie erlebten immer wieder rassistische Untertöne und Spaltungen innerhalb der Familie.

In der Auseinandersetzung mit der spannenden individuellen Geschichte der Familie Diek erklärte Roy Adomako, wie er vor dem Hintergrund dieser Familiengeschichte gemeinsam mit anderen Afrodeutschen den Verein Each one teach one gründete.

Die Führung im Museum Schöneberg gewährte den Besucher*innen einen einzigartigen Einblick in die Erfahrungen und Kämpfe Schwarzer Menschen in Deutschland, die nach Selbstbestimmung und Gerechtigkeit streben. Aufgeteilt auf drei Räume erzählen Fotografien, Videos und Interviewaufnahmen eindrucksvoll die Geschichte von Afrodeutschen von der Kaiserzeit bis zu der heutigen Urenkel*innengeneration.

Im Rahmen der Führung war es den Frauen zudem möglich, sich mit der Geschichte von Afrodeutschen zu identifizieren und diese mit aktuellen Debatten über Antirassismus zu verbinden. Die Veranstaltung stärkte das Bewusstsein für die Herausforderungen und den mutigen Einsatz, den Frauen mit Fluchterfahrung und Migrationsgeschichte aufbringen, um für ihre Rechte einzutreten und ihre Stimmen zu erheben. Für diejenigen, die leider diese eindrucksvolle Ausstellung verpasst haben und nicht bis zur nächsten kulturellen Veranstaltung warten können, gibt es hier eine Reihe von Videos online abzurufen über die Schwarze Bewegung in den 1980er Jahren in Deutschland.

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