„Wir sind hier, weil ihr dort wart“: Ein Rückblick auf zwei Filmnachmittage in Berlin

Am 31.01.2024 und 02.02.2024 hat women rais.ed zum Black History Month zwei Filmnachmittage in den Räumen von Aquarium am Südblock in Berlin-Kreuzberg veranstaltet. Insgesamt 14 Frauen haben an den Vorführungen des Dokumentarfilms „Schwarz und deutsch – Die Geschichte der Afrodeutschen“ von Brigitte Kleine teilgenommen.   

In der Dokumentation erzählen Frauen und Männer aus vier Generationen ihre bewegenden Geschichten, wie Rassismus sie belastet und wie sie damit umgehen. Sowohl die koloniale Geschichte Deutschlands und deren Kontinuität als auch die Biografie von Theodor Wonja Michael, Gabriela Willbold, Abena Aquiwaa Adomaka, Erwin Kostedde, Konrad Erben und Amina Touré sind in Film zentral. Auch die Bedeutung von Vorbildern, wie Audre Lorde und Angela Davis, für das Empowerment von Afrodeutschen, jeweils im West- und Ostdeutschland, wird in Film thematisiert. Dabei wird über die Entstehungsgeschichte der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD e.V.) erzählt, die seit 1985 die älteste Selbstorganisation von und für Schwarze Menschen in Deutschland ist und Empowerment-Räume für Schwarze Menschen schafft.  

Für viele Teilnehmerinnen war die Geschichte der Afrodeutschen unbekannt. Sie waren entsetzt über die Umstände, unter denen Afrodeutsche in Deutschland gelebt haben. Die Zuschauerinnen konnten sich jedoch sehr mit den Geschichten der Protagonist*innen identifizieren. Dabei haben sie u.a. über antimuslimische Angriffe, rassistische Vorfälle, Diskriminierungen und den Kampf um ihre Rechte berichtet. „Wir kennen dieses Gefühl der Angst, insbesondere wenn es um unsere Kinder geht. Seit der Geburt erleben sie tagtäglich Diskriminierungen und müssen immer mehr leisten als andere. Diese Doppelbelastung macht den Alltag sehr anstrengend“, erzählt eine Teilnehmerin. „Wir erleben immer noch Diskriminierungen, wie bspw. wegen des Kopftuchs. Jedoch war eine Zeit lange unmöglich als Lehrerin mit einem Kopftuch zu arbeiten. Das zeigt, dass es sich lohnt, für unsere Rechte zu kämpfen.“

Die Frauen sprachen über mögliche Handlungsstrategien gegen Alltagsrassismus: „Wir müssen ständig Strategien finden, um uns zu schützen, ohne selbst Gewalt zu reproduzieren. Wir brauchten mehr Angebote, um diese Skills zu schärfen. Ich wünsche mir z.B. eine Art Schlagfertigkeitsworkshop. Besser vorbereitet könnte ich wie aus der Pistole geschossen antworten, wenn jemand mich rassistisch beleidigt. Das würde mir helfen, raus aus der Starre zu kommen.“

Die Rolle der weißen Mehrheitsgesellschaft ist in der Bekämpfung von Rassismus sehr wichtig: „Im Falle einer rassistischen Beleidigung, erwarte ich mehr Solidarität von einer weißen Person, die die Szene sieht. Weiße Menschen sollten sich mehr gegen Rassismus einsetzen. Oft fühle ich mich ignoriert, als ob Rassismus nicht ein gesellschaftliches Problem wäre.“ Eine Teilnehmerin betont dabei, dass im Zweifelsfall es immer empfehlenswert ist, die Person zu fragen, die mit einer rassistischen Situation konfrontiert ist, ob sie Hilfe benötigt.

Der Satz „Wir sind hier, weil ihr dort wart“ der Historikerin Katharina Oguntoye im Film hat für die Frauen unserer Veranstaltung eine prägende und symbolische Bedeutung, da damit die Verknüpfung zwischen Geschichte, Widerstand und Empowerment sichtbar wird.

Women rais.ed  ist ein von DaMigra ins Leben gerufenes Antirassismusprojekt, welches sich an Frauen und Mädchen richtet, die Rassismus, Sexismus und Mehrfachdiskriminierung  erfahren. Wir unterstützen im Erkennen von Rassismus & Sexismus, ermutigen zur Selbstermächtigung und empowern für einen kollektiven Kampf gegen Diskriminierung!