31 Jahre Mölln – Niemals vergessen! Konsequente Aufarbeitung!
Wir fordern Gerechtigkeit für die Angehörigen und Überlebenden rassistischer Gewalt und präventive Arbeit seitens der Politik und Gesellschaft.
Am 23. November 1992 haben Rechtsextremisten zwei Häuser im schleswig-holsteinischen Mölln mit Molotowcocktails beworfen. Grund dafür war rassistischer Hass – im Haus wohnten zwei türkischstämmige Familien. Drei Personen, zwei Mädchen und eine Frau wurden dabei ermordet, weitere neun Personen verletzt. Wir gedenken Yeliz Arslan (10 Jahre alt), Ayse Yilmaz (14 Jahre alt) und Bahide Arslan (52).
Nach dem Anschlag in Mölln wurden die Familien der Ermordeten in Stich gelassen, mussten Jahre lang allein für eine rechtmäßige Entschädigung kämpfen. Die Stadt Mölln hat an die Familie gerichtete Briefe von Menschen aus der ganzen Welt (nicht nur aus Deutschland) mit Hilfsangeboten, Beileids- und Solidaritätsbekundungen, sogar Spenden, nicht an sie weitergeleitet.
Die Familien beklagen bis heute, nicht als entscheidungsberechtigte Ansprechpartner*innen gesehen zu werden, wenn es um die Aufarbeitung des Anschlags geht. Versäumnisse in der Untersuchung des Anschlages, Vorenthaltung von Solidaritätsbekundungen der Mehrheitsgesellschaft durch die Stadt Mölln und bis heute, 31 Jahre später, fehlende konsequente Aufarbeitung des Geschehens. Ein sehr schlechtes Fazit!
Der Anschlag in Mölln war aber nur ein Teil einer rassistischen Gewaltserie im ganzen Land: Mölln, Solingen, Lübeck, Rostock, Hamburg, Dortmund, Kassel, Nürnberg, Heilbronn, München, Halle und Hanau. Heute, 31 Jahre später, erinnern wir uns an den Mordanschlag von Mölln in einem Deutschland, in dem rechte Parteien und Positionen großen Aufwind haben und viele Migrant*innen und BiPoCs Angst um ihre Sicherheit und Zukunft haben. In einem Deutschland, in dem Antisemitismus, antimuslimischer Rassismus und Diskriminierung gesellschaftliche Realität bleiben.
„Wir fordern daher sowohl Gerechtigkeit für die Angehörigen und Überlebenden rassistischer Gewalt als auch präventive Arbeit von Politik und Gesellschaft: rassismuskritische politische Bildung, unabhängige Anlaufstellen und Rechtsberatung für Opfer rechter Gewalt sowie mehr Projekte in die Sensibilisierung der Dominanzgesellschaft im Kampf gegen Rassismus. Nur die gesamtgesellschaftliche Anerkennung und Auseinandersetzung mit rechten Kontinuitäten und rassistischen Realitäten in Deutschland kann nachhaltige Veränderungen bewirken“, sagt Dr. Soraya Moket, stellvertretende Geschäftsführerin von DaMigra e.V. und Projektleitung des Antirassismusprojektes women rais.ed.
Die Jahresbilanz der Opferberatungsstellen des Verbands für Beratungsstellen für Betroffene von rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt (VBRG) zeigt, dass diese Gewalt zunimmt. Im Jahr 2022 wurden in zehn von 16 Bundesländern insgesamt 2.093 rechte, rassistisch oder antisemitisch motivierte Angriffe registriert. Jetzt im Oktober 2023, warnen VBRG und RIAS (Recherche- & Informationsstellen Antisemitismus e.V.) vor einer zunehmenden Eskalation. Laut VBRG werden in Deutschland täglich drei bis vier rechts-, rassistisch oder antisemitisch motivierte Gewalttaten verübt.
Erinnern ist zwar wichtig, aber längst nicht genug. Strukturelle Veränderungen, konsequente und kontinuierliche antirassistische Arbeit, rassismuskritische politische Bildung und eine tiefgründige komplexe Analyse rassistischer Kontinuität(en) in Deutschland sind – mehr denn je – dringend notwendig!
DaMigra e.V. ist die Interessenvertretung von Migrantinnenselbstorganisationen und ihren Belangen und setzt sich für Chancengerechtigkeit, gleichberechtigte Teilhabe und für die Gleichstellung von Frauen mit Migrationsgeschichte und Fluchterfahrung in Deutschland ein. DaMigra verfolgt den Ansatz des Antirassistischen Feminismus.
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