Der bittere Nachgeschmack von Rassismus vergeht nicht
FÜNF JAHRE SEIT DEM RASSISTISCHEN ANSCHLAG VON MÜNCHEN
Am 22. Juli 2021 jährt sich der rassistische Anschlag am Münchner Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) zum fünften Mal. An diesem Tag verloren 2016 neun Menschen aufgrund rassistischer und rechtsextremer Weltanschauungen ihr Leben. Erst drei Jahre nach der Tat stuften Sicherheitsbehörden den Anschlag als politisch motiviert ein – bis heute gibt es Politiker*innen, welche den rassistischen Hintergrund der Tat nicht anerkennen. Das ist empörend, aber nicht erschreckend, und auch kein Einzelfall.
Heute gedenken wir: Armela S. (14 Jahre), Sabina S. (14 Jahre), Sevda D. (45 Jahre), Can L. (14 Jahre), Selçuk K. (15 Jahre), Janos Roberto R. (15 Jahre), Hüseyin D. (17 Jahre), Dijamant „Dimo“ Z. (20 Jahre) und Sinto Giuliano-Josef K. (19 Jahre).
Wir appellierten bereits im Februar 2021 – ein Jahr nach dem rassistischen und rechtsextremen Anschlag in Hanau – und heute bekräftigen wir es erneut: rassistische Morde an migrierten Menschen oder jenen, die als solche gelesen werden, sind keine verwirrten Taten psychisch-kranker Einzeltäter[1]. Doch wie passend dieses Narrativ oft zu sein scheint, zeigt uns die Erinnerung an, und Aufarbeitung von, dem rassistischen Anschlag in München vor fünf Jahren. Schon kurz nach dem Attentat war die rechtsextremistische Gesinnung des Massenmörders bekannt, und doch wurde dieser Mord jahrelang als nicht-politisch motivierte Tat eingestuft, sondern als Akt eines verwirrten Amokläufers.
Die fehlende Konsequenz im Umgang mit diesen Taten ist verheerend. Zum Beispiel wird trotz erschreckender Parallelen der rassistische Anschlag von München 2016 nicht in Verbindung mit Terrorakten wie dem in Hanau 2020 genannt. Jedoch sind die Übereinstimmungen mehr als auffällig: beide Täter hatten massive, misogyne Probleme in ihrem Umgang mit der Zurückweisung von Frauen und der wahrgenommenen Verletzung ihrer „Männlichkeit“. Beide suchten sich Orte, an denen sie viele Menschen mit Migrationsbiographie vermuteten, um ihre rassistischen Anschläge auszuüben.
„Diese Parallelen zeigen uns erneut, dass der Umgang mit Rassismus und Rechtsextremismus in Deutschland bei weitem nicht ausreichend ist. Wir müssen endlich die Rassismuserfahrungen der Betroffenen auf gesellschaftlicher und staatlicher Ebene ernst nehmen. Deutschland muss die Folgen von Rassismus und rassistischen Anschlägen aufarbeiten und bekämpfen!“, so Lourdes Martínez, Vorstandssprecherin von DaMigra.
An erster Stelle müssen immer die Solidarität und Unterstützung der Betroffenen und Hinterbliebenen stehen. Betroffene von Rassismus und deren Hinterbliebene brauchen den Schutz und das Vertrauen in die Schutzapparate des Staates.
Der Dachverband der Migrantinnenorganisationen – DaMigra e.V.
DaMigra e.V. ist die Interessenvertretung von Migrantinnenselbstorganisationen und ihren Belangen und setzt sich für Chancengerechtigkeit, gleichberechtigte Teilhabe und für die Gleichstellung von Frauen mit Migrationsgeschichte und Fluchterfahrung in Deutschland ein. DaMigra verfolgt den Ansatz des Antirassistischen Feminismus.
Pressekontakt
E-Mail: presse@damigra.de┃ Tel.: 030 285 013 36
[1] Bewusst gendern wir Täter nicht – die rassistischen und rechtsextremen Terroranschläge der vergangenen Jahrzehnte sind stark von männlich gelesenen Tätern dominiert und sind regelmäßig mit bestimmten Ausformungen von Männlichkeit in Verbindung zu bringen.
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