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Feiern wir den Tag der Arbeit wegen der Corona-Pandemie zuhause?

Pressemeldung, zum 1. Mai 2020.

Seit der Corona-Pandemie arbeiten Frauen* mit dreifacher und vierfacher Belastung. Wir machen Home-Office. Wir machen Homeschooling. Wir machen Kinderbetreuung. Wir machen Hausarbeit. Wir machen Sorgearbeit. Wir managen unseren Alltag auf hohem Niveau. Wir stoßen an unsere Grenzen. Und wir machen trotzdem weiter. Mehrfachbelastung und unbezahlte Sorgearbeit für Frauen* ist nicht neu – unter den Bedingungen der Krise steigt sie ins Unerträgliche. Wir geben 110 % und werden nur zu 75 % bezahlt.

Es reicht!

Wir beobachten mit Schmerz und Wut, wie bestehende gleichstellungs- und frauen*politische Schieflagen und Probleme verschärft statt abgemildert werden. Insbesondere geflüchtete und migrierte Frauen* sind von den wirtschaftlichen und sozialen Folgen heftig betroffen. Die Schere zwischen privilegierten und weniger privilegierten Frauen* geht noch weiter auseinander, die Solidarität ebbt ab.

Groß war der Applaus für die Menschen in systemrelevanten Berufen: diese Bilder starker Frauen*, starker Mütter*, starker Macherinnen* machen Hoffnung, dass unsere wirtschaftliche und gesellschaftliche Leistung endlich anerkannt und wertgeschätzt wird, denn 75 % der systemrelevanten Berufe werden von Frauen* ausgeübt und die meisten haben eine Migrations- und Fluchtgeschichte.

Eine einmalige, symbolische Auszahlung für systemrelevante Berufe ist gut gemeint, aber nicht genug! Es bedarf einer konsequenten und nachhaltigen Aufwertung von systemrelevanten Berufen, die zu 75 % von Frauen* ausgeführt werden. Wir fordern die nachhaltige Unterstützung der Familien, die unter besonders schweren Bedingungen leben! Wir sind ALLE systemrelevant und eine Anerkennung wert!

Von Applaus kann keine leben!

Wie viele Frauen*, Migrantinnen* und Geflüchtete haben eine Vollzeitstelle? Wie viele von ihnen eine Teilzeitstelle, einen Minijob oder sind gar in illegalisierten Arbeitsverhältnissen? Wie viele von den Migrantinnen* verlieren derzeit ihre Arbeitsstellen, ohne den Anspruch auf staatliche Transferleistungen zu haben, weil ihre Arbeitsbedingungen von vorne rein prekär waren?

Die wertvollsten Säulen der Gesellschaft des Einwanderungslandes Deutschlands arbeiten unbezahlt.

Sie organisieren sich in Vereinen, unterstützen sich gegenseitig und untereinander, sie bauen interkulturelle Brücken: Migrantinnen*selbstorganisationen arbeiten meist ehrenamtlich und leisten einen immensen gesellschaftlichen Beitrag. Sie empowern. Sie machen stark. Doch auch sie können derzeit dem Bedarf an Beratung zu den Themen Arbeitsmarkt, Gewaltschutz, Bildung kaum gerecht werden, so dass sie selbst Unterstützung (finanzielle und ideelle) seitens der Regierung brauchen!

DaMigra fordert mit ihren Mitfrauen*organisationen am Tag der Arbeit in der Corona-Pandemie:

Arbeitsmarkt

  • Die Unternehmen müssen sofort die gesetzlich geforderten Schutzmaßnahmen umsetzen sowie Gesundheitsschutz auf ALLE Beschäftigten ausweiten.
  • Der Arbeitsschichtplan für Alleinerziehende muss im Hinblick auf die Kinderbetreuung organisiert werden.
  • Die Kinderbetreuung muss gerade jetzt gewährleistet sein!
  • Ökonomische Aufwertung und gesellschaftliche Anerkennung von Frauen* in systemrelevanten und dennoch prekären Arbeitsverhältnissen!
  • Fortlaufende Informationen für Frauen* in ihrer Erstsprache!
  • Mehrsprachige Online- und telefonische Beratung in der Arbeitsvermittlung für migrierte und geflüchtete Frauen*!
  • 100 % Lohnausgleich in der Kurzarbeit!
  • 12 Stunden Tag zurücknehmen! Mehr Personal und höhere Löhne in der Gesundheit und Pflege!
  • Volle Lohnfortzahlung statt Zwangsurlaub oder Kurzarbeitergeld!
  • Finanzielle Unterstützung auch für Frauen*, die ihre Minijobs aufgrund der Pandemie verloren haben!
  • Vereinfachung und Vereinheitlichung der Anerkennung ausländischer Bildungs- und Berufsabschlüsse! Aufwärtsmobilität statt Abwärtsmobilität!

Situation geflüchteter Frauen* in Unterkünften

  • Mehrsprachige psychologische Beratung in Unterkünften!
  • Dezentrales Wohnen für alle Bewohner*innen: Aufhebung der Wohnsitzauflage und Residenzpflicht!
  • Sofortige Umsetzung von Hygiene-Kontrollmechanismen für Gemeinschaftsräume (z.B. Badezimmer und Küche)!
  • Zugang zu Informationen zur Pandemie für ALLE Frauen* in ihrer Erstsprache!

Gewaltschutz und Gewaltprävention

  • Mehr Platz in den Frauenhäusern und Zufluchtswohnungen, mehr Frauenschutzräume und Platz auch für Frauen* mit mehreren Kindern und pubertierenden Söhnen!
  • Geflüchteten Frauen* müssen unabhängig von ihrer eingetragenen Stadt Plätze im Frauenhaus unter Berücksichtigung der Kinder angeboten werden.
  • Das Personal bei den Behörden muss zu den Themen Diversity- und Gendersensibilität geschult werden.
  • Istanbul-Konvention für ALLE Frauen* umsetzen: VORBEHALTLOS!
  • Kinder brauchen Kinder: Notbetreuung für alle Kinder unter Berücksichtigung des Infektionsschutzes!

Bildungssystem

  • Migrierte und geflüchtete Frauen* brauchen barrierearme und mehrsprachige Informations- und Bildungsangebote, die Kinder brauchen passendere Unterstützung.
  • Die Hausaufgaben sollen per Post geschickt werden, insbesondere für diejenigen, die zu Hause keine technische Ausstattung (PC, Laptop, Drucker, Internetanschluss) haben.
  • Schulen sollen telefonischen Zugang zu Lehrpersonen im Hinblick auf die Eltern und Schüler*innen, die keine Handys und/oder keinen Internetanschluss haben, anbieten.
  • Die Kommunikation zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen sollen organisiert werden, insbesondere wo Sprachbarrieren Bildungserfolge verhindern.
  • Bildungslotsen und Online-Tutor*innen für Kinder, die von mehrfacher Diskriminierung betroffen sind.

Unsere MSOs machen viele Aktionen zum 1. Mai. Hier ein paar Eindrücke des des Migrantinnenvereins in Berlin und Hamburg:

 

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