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Gewalt unter dem Radar des Gesetzes – emotionaler Druck und FGM in Deutschland

05.02.2021, Berlin. Anlässlich des Internationalen Tags gegen weibliche Genitalverstümmelung am 06. Februar empfiehlt DaMigra e.V., emotionalen Druck als eine Form der psychischen Gewalt gegen Frauen und Mädchen gemäß der Istanbul-Konvention zu betrachten und in weitere Gesetze und Richtlinien einfließen zu lassen. Auch lenkt der Dachverband den medialen Blick auf die Perspektiven der Eigeninitiativen von FGM betroffener Frauen*.

An die 67.000 Frauen, die derzeit in Deutschland leben, sind von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen. Im Vergleich zu den Daten, die das Bundesfamilienministerium 2017 erhoben hat, ist das ein Anstieg um 40 Prozent. Etwa 13.000 Mädchen sind in Deutschland von FGM bedroht. Zwar erfährt das Thema inzwischen auch mediale Beachtung, dabei werden jedoch auch Irrtümer verbreitet.

„Anders als oft behauptet, hat diese Art der Beschneidung nichts mit der Religion zu tun: Sie ist ein gesellschaftliches Problem. FGM wird auch in Südamerika, in Israel oder in Australien und in den USA praktiziert. Es ist ein unverhohlener Angriff auf die sexuelle Selbstbestimmung der Frauen. Der emotionale Druck dahinter speist sich aus Versprechen, Bedrohung und der Tabuisierung des Themas.“, sagt Fadumo Korn, 1. Vorsitzende von Nala e.V..

Der emotionale Druck hinter FGM erschwert die Arbeit der Eigeninitiativen:

„Damit von FGM Betroffene sinnvoll unterstützt werden können und um die Präventionsarbeit voranzubringen, müssen die in vereinzelten Städten gut funktionierenden spezialisierten Beratungsstellen und Gesundheitszentren flächendeckend ausgebaut werden. Um dem emotionalen Druck entgegenwirken zu können, ist es wichtig, Fachkräfte innerhalb des Ausbildungsprozesses zu sensibilisieren.“, sagt Mona Habib Allah vom Verein „Mein Körper gehört mir e.V.“.

FGM ist in Deutschland seit 2013 unter Strafe gestellt. Auch sogenannte „Urlaubsbeschneidungen“ sind verboten. Allerdings sind die Gesetze hinsichtlich ihrer Wirksamkeit auf das Praktizieren von FGM lückenhaft. Der Dachverband empfiehlt daher, emotionalen Druck als Form der Ausübung von psychischer Gewalt zu betrachten:

„FGM ist ein Akt unvorstellbarer Grausamkeit. Der emotionale Druck dahinter sorgt dafür, dass FGM nicht einfach durch Verbote aufhört. Es ist erschreckend, dass emotionaler Druck unter dem Radar des Gesetzes funktioniert. Hier empfehlen wir dringend, weiter zu gehen. Emotionaler Druck muss als Form der psychischen Gewaltausübung betrachtet und in Gesetze und Richtlinien einfließen. Die Eigeninitiativen von Überlebenden müssen finanziell abgesichert und unterstützt werden.“, so Dr. Delal Atmaca, Geschäftsführerin von DaMigra e.V.

Bedingt durch Migration und Flucht erfährt FGM zwar auch in Deutschland mehr Beachtung, leider oft mit rassistischen und kolonialistischen Zuschreibungen. Vereine und Initiativen Betroffener erfahren kaum öffentliche Beachtung. Es ist aber wichtig, dass die Überlebenden selbst zu Wort kommen in ihrer eigenen Sache. Die Überlebenden sind die Expertinnen*, sie können in den Communities auf Augenhöhe aufklären. Es muss mehr Möglichkeiten geben, diese meist ehrenamtliche Arbeit hauptamtlich leisten zu können.

DaMigra e.V. (Dachverband der Migrantinnen*organisationen) ist die Interessenvertretung von Migrantinnen*selbstorganisationen und ihren Belangen. DaMigra e.V. setzt sich für Chancengerechtigkeit, Gleichberechtigung und für die Gleichstellung von Frauen* mit Migrationsgeschichte in Deutschland ein.

Pressekontakt:

Michiyo Fried┃Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit┃presse@damigra┃0176-238 850 66

Pressemitteilung hier downloaden

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