Internationaler Sinti*zze und Rom*nja Tag – Wo ist das gesellschaftliche Bewusstsein?
Heute ist Internationaler Sinti*zze und Rom*nja Tag, und wir fragen uns: Wie relevant ist Antiziganismus in Deutschland? Rassistische Vorurteile gegen Sinti*zze und Rom*nja sind bis heute weit verbreitet und Angehörige dieser Minderheit erfahren alltägliche Diskriminierung. Doch in der Zivilgesellschaft bekommt das Thema Antiziganismus nicht die Aufmerksamkeit, die es verdient, und Sinti*zze und Rom*nja nicht die Solidarität, die Ihnen zusteht.
Der 08. April markiert einen wichtigen Tag für Sinti*zze und Rom*nja weltweit – 1971 hat an diesem Tag in London der erste Internationale Roma-Kongress stattgefunden. Sinti*zze und Rom*nja leben seit mindestens 600 Jahren auf dem europäischen Kontinent, doch noch immer sind die Mitglieder der diversen und heterogenen Sinti*zze und Rom*nja Gemeinschaften von Diskriminierung, Verfolgung, Armut und sozialer Ausgrenzung betroffen. Auch im Jahre 2021 ist der Zugang zu Grundrechten wie Gesundheit, Wohnraum, Bildung und Arbeit immer noch nicht sichergestellt. In Deutschland leben ungefähr 80.000 bis 140.000 Sinti*zze und Rom*nja, in der EU sind es schätzungsweise 10 bis 12 Millionen – damit sind sie die größte ethnische Minderheit in Europa.
Der Rassismus gegen Rom*nja und Sinti*zze wird auch Antiziganismus oder Antiromaismus genannt. Jedoch gibt es unter Betroffenen unterschiedliche Meinungen, welche Begrifflichkeit besser passt, denn beide sind umstritten. Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, erläutert dass der Begriff Antiziganismus bewusst gegenüber Politik und Öffentlichkeit durchgesetzt wurde. Der Begriff beschreibe „die jahrhundertealte Tradition von Feindschaft und Ablehnung gegen die von der Mehrheitsgesellschaft als „Zigeuner“ bezeichneten Personen oder Gruppen sowie die daraus folgenden Diskriminierungen, Ausgrenzungen und Angriffe in vielen Ländern Europas“, so Romani Rose. Somit ist Antiziganismus der einzige wissenschaftlich fundierte Begriff, der das Konstrukt des „Z*-Wortes“ und die damit verbundene Gewalt mit bedenkt. DaMigra schätzt beide Begrifflichkeiten problematisch ein, aber sieht es als relevanter an, die Bezeichnung der Rassismen gegenüber Sinti*zze und Rom*nja den betroffenen Personen zu überlassen. Egal welche Bezeichnung oder Definition – die Solidarisierung im Kampf gegen Diskriminierung ist die höchste Priorität!
„Die Gesellschaft und ihre Institutionen müssen sich selbst mit ihren Rassismen konfrontieren. Gerade die anhaltende Corona Pandemie hat gesellschaftliche Ungleichheiten erneut aufgezeigt, denn fast die Hälfte der europäischen Sinti*zze und Rom*nja leben in süd- oder mittelosteuropäischen Staaten und sind besonders vom Coronavirus bedroht. Zeitgleich wurden die Minderheit von Menschen mit Sinti*zze oder Rom*nja Hintergrund zu Sündenbocken in der Krise gemacht – Repression statt Hilfe ist nicht die Lösung“, so Dr. Delal Atmaca, Geschäftsführerin von DaMigra.
Doch es gibt auch Gegenwind: vom 7 bis 9. April 2021 findet die Sinti und Roma Jugendkonferenz: Gemeinsam für Emanzipation und Empowerment statt. Anlässlich des Internationalen Roma-Tages und des 50. Jahrestages des Ersten Welt-Roma-Kongresses führt der Europarat eine online Konferenz und öffentliche Veranstaltung zum Thema „Die Rolle der Geschichte für die Partizipation und Inklusion von Sinti und Roma-Jugendlichen“ durch.
Angesichts des Internationalen Sinti*zze und Rom*nja positioniert sich DaMigra solidarisch mit allen Sinzi*zze und Rom*nja und unterstreicht, dass uns der 8. April an unsere gesellschaftliche Verpflichtung zum Schutz der Menschenrechte und zur Förderung von Gleichberechtigung, Gleichstellung und Nichtdiskriminierung erinnern soll.
Mehr Informationen und Bildungslektüre zu der Thematik Antiziganismus hier:
Bildungsforum gegen Antiziganismus
Amaro Foro e.V.
RomaTrial e.V.
Pressekontakt: presse@damigra.de Telefon: 0178 962 9274
DaMigra e.V., Dachverband der Migrantinnenorganisationen ist die Interessenvertretung von Migrantinnenselbstorganisationen und ihren Belangen. Mit bundesweit über 70 Mitgliedsorganisationen aus unterschiedlichen Herkunftsländern steht der Verband als Ansprechpartnerin für Politik, Wirtschaft und Medien zur Verfügung, bietet Handlungsempfehlungen und kritische Begleitung von migrationspolitischen Prozessen. DaMigra e.V. setzt sich für Chancengerechtigkeit, Gleichberechtigung und für die Gleichstellung von Frauen* mit Flucht- und Migrationsgeschichte in Deutschland ein.
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