Meldung im Gedenken an Hatun Sürücü: Femizid kennt keine Ehre
Berlin, 07.02.2021. Zum 16. Mal jährt sich der Todestag von Hatun Sürücü. Die junge Frau wurde am 07.02. 2005 in Berlin durch drei Kopfschüsse von ihrem Bruder ermordet. DaMigra e.V., Dachverband der Migrantinnen*organisationen, gedenkt Hatun Sürücü und spricht sich gegen jede Form der Gewalt und Unterdrückung von Frauen* und Mädchen* aus – und gegen jegliche Form der Kulturalisierung von Gewalt.
Hatun Sürücü war eine starke und mutige junge Frau. Sie hatte eigene Vorstellungen, wie sie ihr Leben gestalten wollte. Sie befreite sich aus der Ehe, zu der sie von ihrer Familie im Alter von 16 Jahren gezwungen wurde. Nach ihrer handwerklichen Ausbildung wollte sie das Fachabitur machen. Wenige Tage vor ihrer Gesellenprüfung zur Elektroinstallateurin wurde sie von ihrem Bruder ermordet.
Der Femizid an Hatun Sürücü ging als sogenannter „Ehrenmord“ durch die Medien. Die Täter versuchten den Mord zu legitimieren: die „Ehre der Familie“ sei durch das Verhalten der Ermordeten angeblich „beschmutzt“ worden. Leider zog die Debatte um „Ehrenmorde“ eine pauschale Stigmatisierung von migrantischen Communitys nach sich, die bis heute wirkt.
Hinter Femiziden stehen meist männliche Täter. Es sind Ex-Partner, Brüder und Väter, die Frauen* töten, weil sie Frauen* sind.
Die Bezeichnung von Femiziden als „Familiendrama“ oder „Beziehungstat“ oder „Ehrenmord“ verschleiern den Blick auf den gemeinsamen Nenner, auf den sich alle Kulturen dieser Welt einigen können: Die Frau*, das Mädchen*, ist immer Objekt des Mannes. Der gesellschaftliche Stellenwert einer Frau*, eines Mädchens*, wird immer von einer patriarchalen Denkweise bestimmt. Das Aufbegehren gegen dieses Unrecht hat nicht selten den Tod zur Folge.
Das Töten von Frauen* und Mädchen*, weil sie ihr Leben selbstbestimmt führen wollen, ist ein globales, gesamtgesellschaftliches Problem. Dahinter steht ein System patriarchalen Denken und Handelns, das Geschlechterstereotypen und Rollenbilder festschreibt. Dagegen ist auch die vermeintlich aufgeklärte westliche Welt und das christlich geprägte Deutschland nicht gefeit – die meisten Femizide in Europa werden in Deutschland verübt.
DaMigra e.V., Dachverband der Migrantinnen*organisationen setzt sich darum für die konsequente und vorbehaltlose Umsetzung der Istanbul-Konvention um, denn eine der tragenden Säulen des Übereinkommens ist das Aufbrechen von Geschlechterstereotypen und Geschlechterrollen im Sinne der Prävention von geschlechtsspezifischer Gewalt.
DaMigra e.V. (Dachverband der Migrantinnen*organisationen) ist die Interessenvertretung von Migrantinnen*selbstorganisationen und ihren Belangen. DaMigra e.V. setzt sich für Chancengerechtigkeit, Gleichberechtigung und für die Gleichstellung von Frauen* mit Migrationsgeschichte in Deutschland ein.
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