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Nein zu Hetze gegen Muslim*innen – Gemeinsam und solidarisch sind wir stark!

TAG GEGEN ANTIMUSLIMISCHEN RASSISMUS

Am 01. Juli 2009 wurde Marwa El-Sherbini im Dresdner Landgericht ermordet, als sie nach ihrer Zeug*innenaussage das Gebäude verlassen wollte. Der Angeklagte (und danach verurteilte Mörder) hatte sie im Vorjahr als „Islamistin“ und „Terroristin“ beschimpft – weil sie ein Kopftuch trug. Dem rassistischen und sexistischen Mord an Marwa El-Sherbini wird an diesem Tag gedacht. Seitdem steht der 01. Juli als entschiedenes Zeichen für eine solidarische, demokratische, antirassistische und offene Gesellschaft. Aus DaMigra Perspektive reicht es jedoch nicht, in diesem Fall nur auf einzelne Diskriminierungsformen zu schauen.

Muslim*innen und muslimisch gelesene Menschen sind seit Jahren die Zielscheibe von Ausgrenzung, Hass und Übergriffen in Deutschland. Ob Diskriminierung bei der Wohnungssuche, Hetze im Internet, ein beleidigender Blick in der U-Bahn oder offene Gewalt auf der Straße – das ist für viele Alltag. Besonders muslimisch gelesene Frauen erfahren diskriminierende Hetze, Übergriffe und offene Anfeindungen. Das zeigt uns besonders der Fall von Marwa El-Sherbini: sie wurde getötet, weil sie Muslima ist. Sie wurde aber auch getötet, weil sie eine Frau ist. Somit ist ihr Schicksal nicht einfach Mord – es ist ein Femizid. Femizide sind Morde, bei denen Frauen getötet werden, weil sie Frauen sind.

Besonders migrierte Frauen, oder jene, die als solche gelesen werden, sind vielschichtigen Diskriminierungen ausgesetzt. Daher wäre es falsch, Gewalt gegen sie ausschließlich als rassistische Gewalt einzuordnen, da sexistische und misogyne Vorurteile diese verstärken. Diese Mehrfachdiskriminierung für muslimische Frauen zeigt sich in einer weiteren Debatte: der um das Kopftuch. Dieses ist, egal ob Frauen es aus Tradition, Gewohnheit oder Glaube tragen, bereits seit Jahren eine symbolische Projektionsfläche diverser politischer Realitäten. Es wird seit Jahrzehnten durch den sogenannten Westen als Symbol der Unterdrückung der Frau im Islam, als „Anhängsel der Männer“, gesehen und dargestellt. Auf der anderen Seite muss klar sein: es gibt eine Unzahl von Gesellschaften und Länder, die den Frauen vorschreiben, wie sie sich zu kleiden haben, die Frauen zwingen, ein Kopftuch zu tragen, und damit das Selbstbestimmungsrecht der Frau eingrenzen.

Diese Überschneidungen der Diskriminierung zeigen sich auch in dem Mord an Marwa El-Sherbini vor 12 Jahren. Frau zu sein, Muslima zu sein, Pharmazeutin zu sein, ihr elementares Menschenrecht auf Selbstbestimmung kompromisslos zu leben – dies erschien ihrem Mörder als eine zu große Bedrohung für die patriarchale, rassistische Gesellschaftsordnung. Somit muss der Femizid an Marwa El-Sherbini als eine Tat geprägt von sowohl Rassismus als auch Misogynie gesehen werden.

„Hier zeigt sich das trügerische Bild von Kolonialismus und Rassismus, der bis heute unsere Gesellschaft dominiert – Rassismen sind wandelbar. Der Tag gegen Antimuslimischen Rassismus muss aber auch aufweisen, wie klar rassistische und koloniale Stereotype mit Misogynie verwoben sind. Denn Rassismen sind anpassungsfähig und flexibel, das Subjekt rassistischer Diskriminierung kann ausgetauscht werden. Oft geht es nur darum, wer gerade in das sogenannte Feindbild passt – und meistens ist es eine Frau.“, so Dr. Delal Atmaca, Geschäftsführerin von DaMigra.

Alle Rassismen, egal gegen wen sie sich richten, spalten unsere Gesellschaft und vergiften unser menschliches Zusammenleben. Daher ist glasklar: antimuslimischer Rassismus betrifft uns alle. Doch auch Femizide betreffen uns alle. Darauf macht DaMigra seit Jahren aufmerksam – mehr zu unserer Arbeit gegen Gewalt gegen Frauen hier.

Mehr zu dem Thema Femizide: am 28.09.2021 veranstaltet DaMigra in Zusammenarbeit mit djb und der Vertretung der EU-Kommission in Deutschland die internationale Hybridveranstaltung: Istanbul-Konvention im Kampf gegen Femizide: Symbolpolitik oder Schutzschild?

Mehr Informationen folgen baldig auf unserer Homepage.

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E-Mail: presse@damigra.de┃ Tel.: 030 285 013 36

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