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Neue Studie zum Gender Pay Gap zeigt: Frauen in Sachsen verdienen deutschlandweit am wenigsten und weniger als Männer

Am 8. Juni 2022 hat das Institut für Arbeitsmarkt und Sozialforschung (IAB) im Auftrag vom sächsischen Gleichstellungsministerium eine aktuelle Studie zu den geschlechtsspezifischen Lohnunterschieden in Sachsen veröffentlicht.

Das Ergebnis der Studie: obwohl die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen in Sachsen etwas kleiner wurde, ist sie immer noch groß. Da Männer in Sachsen um die 800 Euro weniger verdienen, als der Rest der Männer in Deutschland ist der Unterschied zu dem Gehalt von Frauen weniger groß, die tatsächlichen Löhne der Frauen in Sachsen sind es aber nicht. Ganz im Gegenteil: ein Blick auf die Durchschnittslöhne von Frauen zeigt, dass diese bei circa 450 Euro unter denen in ganz Deutschland liegen.

Darüber hinaus liegt laut Studie in Sachsen der sogenannte bereinigte Gender Pay Gap hingegen über dem unbereinigten. Der bereinigte Gender Pay Gap bezeichnet die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen unter Berücksichtigung bestimmter Merkmale wie insbesondere Qualifikation und Beruf. Dies erlaubt den Rückschluss, dass Frauen in Sachsen nicht nur von struktureller, sondern auch von einer starken direkten Diskriminierung betroffen sind: Bei gleicher Qualifikation, gleichem Beruf, gleichen betrieblichen Merkmalen, gleicher Arbeitszeit etc. liegt der Gender Pay Gap zwischen Frauen und Männern in Sachsen bei 11,7 Prozent[1].

Obwohl mehr Frauen als Männer in Sachsen einen akademischen Abschluss haben, dominieren in den Führungspositionen nach wie vor die Männer.

Zuletzt hat die Studie gezeigt, dass der Gender Pay Gap vor allem in Berufsgruppen hoch ist, in denen viele Frauen beschäftigt sind (mit Ausnahme von Berufen in den Bereichen Erziehung, Sozialarbeit, Heilerziehungspflege).

Die drei Berufsgruppen mit dem höchsten unbereinigten Gender Pay Gap in Sachsen sind:

  • Rechtsberatung, -sprechung, und -ordnung mit 52,5 Prozent und einem Frauenanteil von fast 72 Prozent. 
  • Verkauf von Lebensmitteln mit 36,2 Prozent, und einem Frauenanteil von fast 90 Prozent.
  • Im Produkt- und Industriedesign mit 35,1 Prozent bei einem Frauenanteil von 27 Prozent.

Als feministische Organisation wir begrüßen Studien, die die Gender Pay Gap zwischen Männern und Frauen in Deutschland untersuchen und sichtbar machen, damit diese beseitigt werden können. Was die Studie jedoch – wie so oft – nicht abbildet, ist die Migration Pay Gap, also die Lohnlücke zwischen Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte. Diesen gilt es bei der Beurteilung des Gender Pay Gap unbedingt zu berücksichtigen, denn insbesondere Frauen mit Migrationsgeschichte sind in Deutschland von mehrfacher Diskriminierung, auch in Bezug auf Lohnungleichheit betroffen.

Wie die Daten der Studie zeigen, handelt es sich häufig um eine direkte Diskriminierung von Frauen, die trotz gleicher oder sogar besserer Voraussetzungen bezüglich Qualifikation und Beruf, schlechter bezahlt werden als Männer. Dies betrifft in vielen Fällen Frauen mit Flucht- oder Migrationsgeschichte, deren berufliche Qualifikationen vielfach nicht anerkannt werden.

Wie auch der Deutsche Gewerkschaftsbund mit Blick auf die Studie schlussfolgert braucht es:

  • Anstrengungen zur Aufwertung sozialer Berufe
  • Ausbau sozialer Dienstleistungen
  • bessere Aufstiegsmöglichkeiten von Frauen und Förderung weiblicher Führungskräfte
  • Stärkung der Weiterbildungsmöglichkeiten
  • Ausbau von Kinderbetreuungsmöglichkeiten

Auch in diesem Fall muss betont werden, dass die sozialen Berufe, die angesprochen werden, stark von Frauen mit Migrationsgeschichte besetzt sind und diese einen noch schwierigeren Zugang zu Kinderbetreuungs- und Weiterbildungsangeboten haben. Es darf nicht aus dem Blick geraten, dass der vielfach angeprangerte Rückfall in überholte Geschlechterrollen seit der Corona-Pandemie de facto auch eine Verschärfung der rassifizierten Arbeitsteilung in Deutschland bedeutet hat.

Mit unserer Arbeit im Projekt „MUT 3.0 – Seid mutig. Geht neue Wege“ wirken wir der Entstehung der Gender und Migration Pay Gap aktiv entgegen, indem wir Frauen mit Flucht- oder Migrationserfahrung durch ein umfangreiches Workshop- und Kursangebot bei der Umsetzung ihrer beruflichen Ziele unterstützen. Darüber hinaus setzen wir uns im Dialog mit relevanten Akteuren des Arbeitsmarkts (Jobcenter, Arbeitgeber*innen, Politik usw.) für einen nachhaltigen Abbau rassistischer und sexistischer Stereotype in der Arbeitswelt ein, um so die Teilhabe von Frauen mit Migrationsgeschichte am Arbeitsmarkt zu fördern.


[1] Aktuell 7.2022_Lohnluecke zwischen Frauen und Maennern in Sachsen schliessen.pdf


 



 

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