Solidarität hat viele Gesichter – Ausbeutung auch!
Berlin, 01.05.2023. Der DGB, Deutscher Gewerkschaftsbund, begeht den diesjährigen Kampftag der Arbeiter*innenklasse unter dem Motto „ungebrochen solidarisch“. Bis wohin jedoch reicht unsere Solidarität? Wir wissen, dass es nicht solidarisch ist, wenn Migrant*innen, in ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen beschäftigt sind, um die deutsche Gesellschaft in Bereichen wie dem Gesundheitssektor, der Baubranche oder der Landwirtschaft zu entlasten.
Weltweit profitieren laut ILO insbesondere die Industriestaaten von Arbeitsmigration (sogenannte Wanderarbeiter*innen). Im Jahr 2019 waren es laut Statista 63,8 Millionen Arbeitsmigrant*innen in Europa und Zentralasien, mehr als die Hälfte davon waren Frauen. Oft sind deren Arbeitsverhältnisse jedoch geprägt von fehlendem Arbeitsschutz, keine Absicherung durch Tarifverträge, oder sind nicht sozialversichert. Soziale Sicherheit, die ein Menschenrecht ist, fehlt somit. Gerade bei Frauen kommen zu diesen prekären Verhältnissen Isolation und das Ausüben von körperlicher oder sexualisierter Gewalt hinzu.
In Deutschland ist ebenso bezeichnend das Lohngefälle zwischen deutschen Arbeiter*innen und den Arbeitsmigrant*innen. Diese verdienen, laut der Studie von ZEW von 2008, im Vergleich zu deutschen Frauen rund 20% weniger, was noch nicht den generellen Gender Pay Gap von 18% einbezieht.
Besonders im Gesundheitsbereich wird die Relevanz der Arbeitsmigration deutlich. Mehr als ein Viertel der Ärzteschaft in Deutschland machen Menschen mit Migrationsgeschichte aus. Sie sind eine maßgebliche Kraft, ohne die das deutsche Gesundheitssystem nicht gestemmt werden könnte. Ausbeutung zeigt sich hier verstärkt für migrantische und geflüchtete Frauen, die gleichzeitig Rassismus und Sexismus erfahren. Ein Beispiel dafür ist das sogenannte 24-Stunden „live-In“ Arbeitsverhältnis. Die Frauen leben mit den zu pflegenden Menschen in einem Haushalt, und arbeiten dort unter unfairen und ausbeuterischen Bedingungen, oftmals in sozialer Isolation.
„Ausbeutung und prekäre Arbeitsverhältnisse prägen die Lebensrealität von zahlreichen geflüchteten und migrierten Frauen in Deutschland. Dies darf nicht länger in Kauf genommen werden. Ungebrochene Solidarität am 1. Mai muss für uns alle gelten. Auf diese Solidarität müssen gerechte, faire und sichere Arbeitsbedingungen sowie soziale Sicherheit als Menschenrecht gewährleistet werden!“ (Lourdes Martínez, Vorstandssprecherin DaMigra)
Deswegen ist es genau am 1. Mai so wichtig zu fordern, dass Deutschland die „internationale Konvention zum Schutz der Rechte aller Wanderarbeitnehmer und ihrer Familienangehörigen“ vom 1. Juli 2003 unterschreibt und ratifiziert.
Wenn wir diesen Kampftag der Arbeiter*innenklasse begehen, dann tun wir dies „ungebrochen solidarisch“ und stellen uns gegen jegliche Form der Ausbeutung auf dem Arbeitsmarkt!
DaMigra e.V. ist die Interessenvertretung von Migrantinnenselbstorganisationen und ihren Belangen und setzt sich für Chancengerechtigkeit, gleichberechtigte Teilhabe und für die Gleichstellung von Frauen mit Migrationsgeschichte und Fluchterfahrung in Deutschland ein. DaMigra verfolgt den Ansatz des Antirassistischen Feminismus.
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