Home > Meldungen > Sichtbarkeit ist gut – Gleichberechtigung ist besser!

Sichtbarkeit ist gut – Gleichberechtigung ist besser!

Berlin, 31.03.2023. Zum internationalen Tag der Trans*Sichtbarkeit fragen wir uns: worum geht es an diesem Tag? Was meint Sichtbarkeit schaffen und was sind die Forderungen von trans* Menschen[1]? An diesem Tag werden weltweit die Fortschritte für trans* und gender-nonkonforme Menschen gewürdigt. Gleichzeitig ist es wichtig, das Bewusstsein dafür zu schärfen, das noch viel gesellschaftlich geleistet werden muss, um gleiche Rechte für trans* Personen zu erreichen – insbesondere trans* Menschen, die Mehrfachdiskriminierungen ausgesetzt sind.

Bereits 2023 und in den letzten vergangenen Jahren haben Angriffe auf lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen weiter zugenommen. Zudem sind trans* Menschen oft enormen psychischen Belastungen ausgesetzt. Erschütternde Statistiken aus einer kürzlich von der American Academy of Pediatrics veröffentlichten Studie zeigen eine alarmierende Anzahl von Suizidversuchen bei trans* Jugendlichen. Die Ergebnisse unterstreichen die Dringlichkeit des Aufbaus einladender und sicherer Gemeinschaften für LGBTQIA+ Jugendliche, insbesondere für Transgender-Jugendliche.

Sei es bei der Jobsuche, am Arbeitsplatz, bei der Wohnungssuche, im Gesundheitswesen, oder in den Schulen und Universitäten: trans* Menschen sind jeden Tag mit Diskriminierungen konfrontiert. Überall, alltäglich, weltweit. Erst diesen Monat verabschiedete Uganda ein Gesetz, welches die Todesstrafe für queere Menschen vorsieht. Aber wir müssen den Blick nicht außerhalb von Deutschland richten: im September 2021 hat sich Ella N., eine trans* Person auf dem Alexanderplatz in Berlin das Leben genommen. Ella war aus dem Iran, über die Türkei nach Deutschland geflüchtet und hier Mehrfachdiskriminierungen von Seiten der Gesellschaft, aber auch Behörden, ausgesetzt. Hier wird schmerzhaft die Relevanz einer intersektionalen Perspektive auf die Diskriminierung von trans* Menschen bewusst.

Nach wie vor werden die Lebensrealitäten und alltägliche Diskriminierungs-Erfahrungen von trans* Menschen ignoriert und ihre Rechte mit Füßen getreten. Dr. Soraya Moket, Projektleitung des Antirassismusprojekt women rais.ed und stellvertretende Geschäftsführerin von DaMigra e.V. sagt: „Am heutigen Tag der trans* Sichtbarkeit und an jedem Tag, sprechen wir uns gegen jegliche Formen von Diskriminierung von Menschen aus  – sei es auf Grund der sozialen und ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Hautfarbe, der sexuellen Identität, der Behinderung, des Alters oder der Weltanschauung. So steht es in den europäischen und internationalen Menschenrechtskonventionen und deswegen muss das Leben jeder trans* Person geschützt sein, sichtbar gemacht werden und das gleiche Recht wie alle erhalten.“

Am heutigen Tag der Trans*Sichtbarkeit ist für uns ganz klar: Intersektionalität, Feminismus und Solidarität im Augenschein der universell geltenden Menschenrechte bedeutet, sich immer auf die Seite derjenigen zu stellen, die am vulnerabelsten sind und am meisten Unterdrückung erfahren müssen.

Mehr Sichtbarkeit, Respekt und Gleichberechtigung für trans* Menschen heißt konkret:

  • Nutze eine genderinklusive Sprache und vermeide Aussagen basierend auf Stereotypen über trans* Menschen.
  • Sei ein Ally: benutze den Namen, den eine trans* Person für sich verwendet und die gewünschten Pronomen. Im Zweifel frag höflich nach: Wenn die Frage respektvoll ist und nicht aus unangebrachter Neugier gestellt wird, freuen sich trans* Menschen in der Regel über das Interesse.    
  • Z.B. über Groß- oder Kleinschreibung gibt es diverse Meinungen. Viele betroffene lehnen die Formulierung „Transmann“ und „Transfrau“ ab, weil sie sich auf dieses Persönlichkeitsmerkmal reduziert fühlen, und bevorzugen deswegen die Verwendung des Adjektivs. Für andere trans* Personen ist die Großschreibung ein Zeichnen der Emanzipation und ein politisches Statement.
  • Multipliziere die Stimmen von trans* Personen. Bsp: folge verschiedenen trans* Personen auf Social Media und teile ihre Inhalte. Befasse dich insbesondere mit trans* Menschen die mehrfach diskriminiert sind.
  • Bilde dich selbständig und kontinuierlich weiter, setzte dich für die Rechte und gegen die Diskriminierung von trans* Menschen ein. Hier nochmals, als goldene Regel:  Wenn dir etwas unklar ist, recherchiere eigenständig oder frag nach aber bring niemanden in Bedrängnis. Die Rechte von trans* Menschen sichtbar(er) machen heißt, dass nicht alle trans* Menschen sich outen, ihre Geschichte erzählen und Informationen offenlegen müssen. Es ist wichtig zu betonen, dass es nicht um die Sichtbarmachung jeder individuellen trans* Person geht, sondern um die Sichtbarkeit als Gruppe.

In diesem Sinn: Sichtbarkeit ist gut, Gleichberechtigung ist besser!      

An dieser Stelle empfehlen wir die Veröffentlichungen des LSVD-Bundesverbands:

https://www.lsvd.de/de/ct/2628-Erfahrungen-von-trans-Menschen-in-Deutschland

https://www.lsvd.de/de/politik/lebensrealitaeten/selbstbestimmt-trans-und-intergeschlechtlich

DaMigra e.V. ist die Interessenvertretung von Migrantinnenselbstorganisationen und ihren Belangen und setzt sich für Chancengerechtigkeit, gleichberechtigte Teilhabe und für die Gleichstellung von Frauen mit Migrationsgeschichte und Fluchterfahrung in Deutschland ein. DaMigra verfolgt den Ansatz des Antirassistischen Feminismus.


[1] „trans*“ ist ein Überbegriff für Personen, deren Geschlechtsidentität und ihr bei der Geburt zugewiesenes Geschlecht nicht übereinstimmen.

Meldungen

Gemeinsam MUTig

MigrantinnenMärz 2023

Von dem Mut, weiterzumachen – Ein Film von DaMigra e.V.

Am 13.03.2023 präsentieren wir im Kontext unserer deutschlandweiten Kampagne „MigrantinnenMärz“ einen dokumentarischen Kurzfilm. Zwei Frauen mit Flucht- oder Migrationsgeschichte teilen ihre persönlichen Geschichten, indem sie … 

weiterlesen

Termine

MyTurn

Erfurt, 26. April 2024

Kreativworkshop: Neue Wege, neue Träume: Meine berufliche Zukunft in Deutschland

Liebe Frauen, liebe Interessierte, DaMigra e.V. lädt im Rahmen des MyTurn-Projekts herzlich zum Kreativworkshop „Neue Wege, neue Träume: ...

weiterlesen

WOMEN RAIS.ED

Online, 29. April 2024

Trialog Israel-Palästina mit Jouanna Hassoun und Shai Hoffmann

Liebe Interessierte, DaMigra e. V. und das Antirassismusprojekt women rais.ed lädt euch gemeinsam mit dem Multikulturellen Forum und ...

weiterlesen