Weibliche Genitalverstümmelung: (auch) ein deutsches Problem
Pressemeldung
Zum zehnten Mal wird in diesem Jahr – am 06. Februar 2022 – dem Internationalen Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung gedacht. Anlässlich hierzu veranstaltet DaMigra am 07. Februar eine Informationsveranstaltung rund um Stigmata und Tabus zu FGM/C (Female Genital Mutilation and Cutting, FGM/C) in den Communities.
Seit Jahren setzt sich DaMigra gegen diese geschlechtsspezifischen Menschenrechtsverletzungen und damit für die sexuelle und reproduktive Selbstbestimmung von Frauen und Mädchen ein. Entgegen rassistischen Deutungshoheiten stellt FGM/C weltweit ein Problem dar und ist weder auf die Religion noch auf die „Kultur“ der Betroffenen zurückzuführen. Vielmehr liegen die Gründe in gesellschaftlichen und/oder ökonomische Zwängen, sozialem Druck und patriarchalen Rollenverständnissen. Diese sprechen den Betroffenen das Recht auf eine eigene, selbst bestimmte Sexualität ab. In Deutschland leben schätzungsweise 75.000 von FGM/C betroffene Frauen und ca. 20.000 gefährdete Mädchen. Viele der Frauen kommen aus Ländern in Afrika wie Ägypten, Äthiopien, Gambia, Somalia oder Dschibuti. Auch in Teilen Ozeaniens wie in Indonesien wird FGM/C praktiziert. Laut statistischem Bundesamt leben derzeit ca. 258 000 Frauen in Deutschland, die aus diesen Regionen kommen. Das lässt vermuten, dass die Dunkelziffer betroffener oder gefährdeter Frauen sehr viel höher sein kann. Allein in Berlin leben ungefähr 4.400 betroffene Frauen und knapp 800 gefährdete Mädchen. FGM/C ist ein Fluchtgrund.
Seit 2013 steht FGM/C unter Strafe und trotzdem sind die potenziellen Betroffenen weiterhin gefährdet, denn ein Gesetz allein reicht nicht. Vielmehr braucht es Beratungs- und Unterstützungsstrukturen sowie starke Aufklärung und Empowerment. Die betroffenen Frauen und Mädchen müssen ihre Rechte kennen. Diese Aufklärung benötigen aber auch dringend „außenstehende“ Personen, die in Beratungsstrukturen, Arztpraxen und Behörden arbeiten, um Betroffene nicht zu stigmatisieren.
Es bedarf sicherer Räume für betroffene und von FGM/C bedrohte Frauen und Mädchen. Die derzeitige Aufklärungsarbeit der Betroffenen-Initiativen in den Communities wird durch mangelnde personelle und finanzielle Absicherung erheblich gehindert, auch fehlt ein flächendeckendes Beratungsangebot, insbesondere in ländlichen Regionen. Wir gehen am 07. Februar daher den Fragen nach, wie FGM/C im ländlichen Raum Deutschlands verhindert werden kann und wie betroffene Frauen und Mädchen unterstützt werden können. Welche Rolle spielen Politik und Zivilgesellschaft dabei? Wie können wir FGM/C gemeinsam stoppen?
Mit gutem Beispiel geht die First Lady Kenias, Margaret Kenyatta, voran. Sie wendete sich im vergangenen Dezember öffentlichkeitswirksam an Interessenvertreter*innen und Gemeinden und plädierte für die Einführung alternativer Übergangsriten, die die weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, FGM) durch eine Mentor*innenschaft ersetzen sollen.
Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier.
DaMigra e.V. ist die Interessenvertretung von Migrantinnenselbstorganisationen und ihren Belangen und setzt sich für Chancengerechtigkeit, gleichberechtigte Teilhabe und für die Gleichstellung von Frauen mit Migrationsgeschichte und Fluchterfahrung in Deutschland ein. DaMigra verfolgt den Ansatz des Antirassistischen Feminismus.
Kontakt: Lisa Rechenberg | rechenberg@damigra.de
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