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Zum internationalen Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung

Seit nun 20 Jahren macht der internationale Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung (FGM-C) auf ein transkulturelles und weltweites Problem aufmerksam: alltägliche, brutalste geschlechtsspezifische Menschenrechtsverletzungen.

Berlin, 03.02.2023. Erst am 01. Februar 2023 feierte die Istanbul-Konvention, das bedeutsamste Menschenrechtsabkommen im Kampf gegen Gewalt gegen Frauen, ihr fünftes Jubiläum. Nicht einmal eine Woche später erinnern wir wieder daran, dass auch FGM-C eine geschlechtsspezifische Menschenrechtsverletzung ist.

FGM-C, auch weibliche Genitalverstümmelung, ist eine geschlechtsspezifische Menschenrechtsverletzung welche eine tief verwurzelte, globale Ungleichheit zwischen den Geschlechtern widerspiegelt und auf brutalste Art und Weise das Selbstbestimmungsrecht von Frauen und Mädchen verletzt. Nach Schätzungen der WHO sind weltweit mehr als 200 Millionen Frauen und Mädchen von FGM-C betroffen und weltweit werden wieder mehr Frauen und Mädchen verstümmelt – Schätzung gehen von etwa 8000-mal pro Tag aus, Dunkelziffern gehen von höheren Zahlen aus. Diese gravierende Zahl zeigt uns, wie wichtig es weiterhin ist, aktiv, sensibel und solidarisch gegen diese Praktik zu vorzugehen.

Zum internationalen Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung appellieren wir erneut an die Bundesregierung, aktiver und konsequenter gegen FGM-C vorzugehen. Auch wenn FGM-C seit 2013 in Deutschland strafbar ist (§226a StGB) wird trotzdem weiterhin praktiziert. Zudem ist FGM-C auch ein rechtlich anerkannter Fluchtgrund, aber im deutschen Asylverfahren zeigen sich deutliche Mängel, so dass FGM-C allein kaum zur Asylanerkennung führt. Laut dem Bericht des Kontrollausschusses des Europarats GREVIO im Jahre 2022 und dem Alternativbericht zur Umsetzung der Istanbul-Konvention aus dem Jahre 2021 wurden nur vier Fälle von FGM-C in der deutschen Verfolgungsstatistik erwähnt, zwei davon wurden eingestellt und in zwei Fällen wurden Geldstrafen ausgesprochen. Dabei leben Schätzungen zufolge allein in Deutschland rund 75.000 Betroffene, mehr als 20.000 Mädchen gelten als gefährdet. Die rechtliche Vorgehensweise ist also offensichtlich nicht mal ein Tropfen auf den heißen Stein – auch in Anbetracht der Tatsache, dass Artikel 38 & 42 der Istanbul-Konvention (zu dessen Einhaltung sich Deutschland verpflichtet hat) unmissverständlich die Verpflichtung zur Prävention und Verurteilung von FGM-C sowie den Schutz von Bedrohten und Betroffenen erfordern.

„Die Beschneidung weiblicher Genitalien wird oft mit afrikanischen Ländern in Verbindung gebracht – aber diese Praktik lässt sich nicht durch Ländergrenzen lokalisieren, durch religiöse Zugehörigkeit stigmatisieren oder durch rassistische und koloniale Zuschreibungen externalisieren. Im Gegenteil, eben jene Vorurteile führen zu der Stigmatisierung betroffener Frauen, Mädchen und ihrer Communities. Solidarität bedeutet hier, immer wieder die Stimme der Betroffenen ins Zentrum zu rücken und dafür zu kämpfen, dass ihre Anliegen gehört werden!“, so Lourdes Martínez, Vorstandsvorsitzende und Vorstandssprecherin von DaMigra e.V.

Heute appellieren wir für eine interkulturelle Öffnung und Sensibilisierung der Behörden, Institutionen und des Gesundheitssystems, die Einrichtung eines flächendeckenden Beratungssystems, für mehr Aufklärungsarbeit und für eine verpflichtende Präsenz von geschulten und kultursensiblen Dolmetscher*innen in Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen. Dazu müssen unbedingt geschützte Räume errichtet werden, welche Unterstützung und Ausbildung von Multiplikator*innen innerhalb der Communities fazilitieren und Mitsprache auf Augenhöhe ermöglichen. Für den weiteren Kampf für alle Selbstbestimmungsrechte aller Frauen und ihr Menschenrecht auf ein gewaltfreies Leben gilt es, diese Forderungen umzusetzen.

FGM-C und Gewaltschutz sind höchstrelevante Themen für DaMigra. Unsere detaillierte Stellungnahme zu FGM-C aus 2021 hier.

DaMigra e.V. ist die Interessenvertretung von Migrantinnenselbstorganisationen und ihren Belangen und setzt sich für Chancengerechtigkeit, gleichberechtigte Teilhabe und für die Gleichstellung von Frauen mit Migrationsgeschichte und Fluchterfahrung in Deutschland ein. DaMigra verfolgt den Ansatz des Antirassistischen Feminismus.

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